Tyler Coburn
Some Monologues

Buchvorstellung, Performance, Gespräch mit Anna Gritz

Kommt zur Veröffentlichung von Some Monologues von Tyler Coburn, einer Publikation, die fünfzehn Jahre der Skripte des Künstlers versammelt (Wendy’s Subway, 2025). Zu diesem Anlass präsentiert Coburn einen neuen Monolog mit dem Titel People, der von A Personal History of American Theatre (1980) inspiriert ist, einer Ein-Personen-Performance des amerikanischen Schauspielers und Autors Spalding Gray (1941–2004). Anhand eines Satzes von Karteikarten mit den Namen der Theaterstücke, in denen er mitgewirkt hatte, erzählte Gray Geschichten zu diesen Produktionen und verweilte bei Ereignissen, die sich hinter den Kulissen abspielten. Da die Reihenfolge der Karteikarten zufällig war, glich keine Aufführung der anderen.

In Coburns Version trägt jede Karte den Namen einer Person, die im Buch eine Rolle spielt: eine Wissenschaftlerin, die er für ein Projekt interviewte, ein verliebter Besucher eines seiner Monologe, seine Kollaboratorin Susan Bennett (die ursprüngliche Sprecherin von Siri), ein Mitarbeiter eines Rechenzentrums, der ihn beleidigte, und viele weitere. Peoplerichtet den Fokus auf Coburns zahlreiche Kollaborateur:innen und die Monologe, die sie mit ihm geschaffen haben.

Nach der Aufführung von People spricht Coburn mit der Direktorin des Haus am Waldsee, Anna Gritz. Sie hatte 2013, während ihrer Tätigkeit als Kuratorin für Film und Performance an der South London Gallery, eine Aufführung von Coburns Monolog I’m that angel in einem Londoner Rechenzentrum in Auftrag gegeben.

Tyler Coburn, Some Monologues, 2025, Buchcover. Courtesy der Künstler.

An der Schnittstelle von Performance, Kunstschreiben und Fiktion arbeitend, schafft Tyler Coburn Monologe, die untersuchen, wie das „Ich“ im Sprechen markiert ist. Seine vielfältigen Themen – darunter alternative Geschichtsschreibung, rechtliche Personhood, digitale Arbeit und Resonanzfrequenz – entziehen sich eindeutigen Darstellungsformen und bestehen häufig auf Ortsbezogenheit und sozialer Intimität, auch auf Kosten konventioneller Dokumentation.

Some Monologues versammelt erstmals die Skripte von Coburns Arbeiten aus den vergangenen fünfzehn Jahren, von denen viele bislang unveröffentlicht waren. Begleitet werden sie von Texten von elf Künstler*innen, Autor*innen, Kurator*innen und Wissenschaftler*innen, die diese Performances aus erster Hand erlebt, an ihrer Entstehung mitgewirkt, mit dem Künstler darüber gesprochen haben oder ein gemeinsames Interesse an den verhandelten Themen teilen. In theoretischen, poetischen und autobiografischen Registern verfasst, eröffnen diese Beiträge neue Perspektiven auf den Monolog als eine expansive und relationale Form.

Tyler Coburn ist Künstler, Autor und Professor und lebt in New York. 2024 erhielt er ein Arts Writers Grant der Andy Warhol Foundation. Seine Texte sind unter anderem in ArtReviewBOMBC MagazineDise-flux journalfriezeLEAPMetropolis MMousse und Rhizome erschienen. Coburn ist Autor von vier Büchern: I’m that angel (Selbstverlag, 2012), Robots Building Robots (CCA Glasgow, 2013), Richard Roe (Sternberg, 2019) und Solitary (Sternberg und Art Sonje Center, 2022). Seine Arbeiten wurden unter anderem im Centre Pompidou in Paris, in der Bergen Kunsthall, in der Hayward Gallery in London, bei Para Site in Hongkong und im Kunstverein München präsentiert.

Anna Gritz ist Kunsthistorikerin und Kuratorin mit Sitz in Berlin. Seit 2022 ist sie Direktorin des Haus am Waldsee, wo sie eine programmatische Neuausrichtung initiiert hat, die künstlerische Untersuchungen institutioneller Rahmenbedingungen in den Vordergrund stellt, wobei die Geschichte, Architektur und der Standort des Haus am Waldsee einen zentralen Fokus bilden. Zu ihrer Amtszeit zählen Einzelausstellungen von Leila Hekmat, Margaret Raspé, Gisèle Vienne, Ull Hohn und Beverly Buchanan. Zuvor war sie Kuratorin am KW Institute for Contemporary Art in Berlin sowie Kuratorin für Film und Performance an der South London Gallery; weitere frühere Stationen waren das ICA und die Hayward Gallery in London.