Kent Chan
Warm Fronts

Kent Chan, Warm Fronts, Ausstellungsansichten, CCA Berlin, 2022. Fotos: Diana Pfammatter

Warm Fronts ist eine Reihe von musikalischen Übertragungen aus den Tropen. Das Projekt begann mit der Einladung mehrerer Musikproduzent*innen aus verschiedenen Regionen der Tropen –Guillerrrrmo aus Brasilien, Makossiri aus Kenia, Kaleekarma aus Indien und Gabber Modus Operandi aus Indonesien–, jeweils ein Online-Musikset zu produzieren und dabei auf die seit langem bestehenden Assoziationen mit elektronischer Musik als Formen futuristischer Behauptung zurückzugreifen. Allen gemeinsam ist das Bestreben, in den Zuhörer*innen eine Musikalität auszulösen, in der Vergangenheit und Zukunft in Einklang gebracht werden. Formal als Videoinstallation mit vier Postern (gestaltet von Jonathan Castro) und jeweils einem Auszug aus einer Mikro-Fiktion auf verspiegeltem Plexiglas präsentiert, erzählen sie nicht von der Gegenwart, sondern sagen eine radikale tropische Zukunft voraus. Eine klangliche und solare Allianz, die nicht nur auf ihrer gemeinsamen Geschichte beruht, sondern auch auf dem Potenzial und der Konnektivität von Hitze. Das Werk wurde von der Hartwig Art Foundation in Auftrag gegeben und erstmals 2021 im Kunstinstituut Melly in Rotterdam gezeigt.
 

Kent Chans Warm Fronts ist Teil von CCA Berlins Stirring Up Trouble, ein Programm, das sich im Laufe des Monats Juni entfaltet und vier unterschiedliche, miteinander verbundene künstlerische Positionen einlädt, die den Akt des Zuhörens in seinen vielfältigen Möglichkeiten untersuchen: als eine Methode, unsichtbare Formen von Gewalt zu bezeugen (Lawrence Abu Hamdan); als eine Einladung, sich tropische Geografien anders vorzustellen und einzunehmen (Kent Chan); als eine Praxis der lokal-spezifischen Gestaltung und der gemeinschaftlichen Zugehörigkeit (Black Obsidian Soundsystem); und als ein regeneratives und archivarisches Portal zu gemeinsamen Hinterlassenschaften und Geschichten des Widerstands (Steffani Jemison und Justin Hicks).

Stirring Up Trouble wird großzügig von der Stiftung Between Bridges unterstützt.

Kent Chan ist ein in den Niederlanden und Singapur lebender Künstler, Kurator und Filmemacher. Seine Praxis dreht sich um Begegnungen mit Kunst, Fiktion und Kino, die ein Dreigestirn von Praktiken bilden, die in Form, Inhalt und Kontext gleichermaßen offen sind. Sein besonderes Interesse gilt der tropischen Vorstellungskraft, den vergangenen und zukünftigen Beziehungen zwischen Hitze und Kunst sowie der Anfechtung des Vermächtnisses der eurozentrischen Moderne. Er wird bald Gast bei Gasworks (2022) sein und war früher Gast der Jan van Eyck Academie (2019/20), des NTU Centre for Contemporary Art Singapore (2017/18) und des Rupert's Residency Program (2015). Er hatte Einzel- und Zwei-Personen-Ausstellungen im Kunstinstituut Melly, Bonnefanten Museum, National University Singapore Museum, de Appel Amsterdam und SCCA-Ljubljana, Center for Contemporary Arts, Slowenien.