Posenenske, Sabahi, Alÿs, Chang, Rainer

Anlässlich der Finissage der Ausstellung von Charlotte Posenenske im CCA Berlin stellen wir vom 7.–13. Mrz. 2022 eine Auswahl von fünf Filmen und Videos zur Verfügung. Die Auswahl beschäftigt sich mit Fragen von Beständigkeit und Vergänglichkeit, Partizipation und Autorschaft sowie Materialität und Form.

Charlotte Posenenske, Monotonie ist schön
Shirin Sabahi, Mouthful
Francis Alÿs, Paradox of Praxis 1 (Sometimes making something leads to nothing)
Patty Chang, Shangri-La
Yvonne Rainer, Trio A
 

Charlotte Posenenske, Monotonie ist schön, 1968, Standbild, 13:22 min.

Der Film Monotonie ist schön besteht aus Aufnahmen einer Reise durch die Niederlande, abwechselnd gefilmt von Charlotte Posenenske, ihrem ersten Ehemann Paul Posenenske, dem Künstler Peter Roehr und dem späteren Galerist Paul Maenz. Aus dem fahrenden Auto heraus gefilmt erscheint die Landschaft monoton, der immer gleiche Rythmus aus Wasser, Feldern, und Bäumen wird nur unterbrochen durch Strommasten, Brücken und Straßen. Der Titel Monotonie ist schön bezieht sich jedoch nicht rein auf die vier Super-8-Filme, denn es sind ebendiese Eintönigkeit, Regelmäßigkeit und Wiederholung, die zu den Grundprinzipien des Gestaltungsprozesses Posenenskes gehören.
 

Shirin Sabahi, Mouthful, 2018, Standbild, 35:53 min.

1977 wurde der japanische Bildhauer Noriyuki Haraguchi eingeladen, eine Iteration seiner Skulptur Matter and Mind - ein rechteckiges, mit gebrauchtem Motoröl gefülltes Stahlbecken - im Teheraner Museum für zeitgenössische Kunst (TMoCA) zu installieren. In Mouthful (2018) kehrt Haraguchi auf Einladung von Shirin Sabahi ins TMoCA zurück, um die Restaurierung seines Werks zu überwachen. Der Film dokumentiert unaufdringlich den Prozess und die sich daraus ergebenden subtilen Veränderungen im Ölbecken und erzählt die Geschichte und Biografie der Skulptur durch spärliche Gespräche am Beckenrand, Gerüchte über die Ursachen ihres Verfalls und die aus dem Becken gefischten Trümmer. Mouthful zeigt, wie sich künstlerische Forschung mit dem Werk eines anderen Künstlers auseinandersetzen kann, während sie gleichzeitig die institutionelle und materielle Geschichte einer Nation und den Internationalismus erforscht, der vor den aktuellen Bedingungen der Globalisierung existierte.
 

Francis Alÿs, Sometimes Making Something Leads to Nothing, 1997, Standbild, 4:59 min.

Paradox of Praxis 1 (1997) ist die Aufzeichnung einer Aktion, die unter der Rubrik "Manchmal führt etwas zu machen zu nichts" durchgeführt wurde. Mehr als neun Stunden lang schob Francis Alÿs einen Eisblock durch die Straßen von Mexiko-Stadt, bis er vollständig geschmolzen war. Und so kämpfte er Stunde um Stunde mit dem durch und durch minimalistischen rechteckigen Block, bis er schließlich nur noch ein Eiswürfel war, der sich für einen Whisky on the Rocks eignete, so klein, dass er ihn lässig über die Straße kicken konnte.
 

Patty Chang, Shangri-La, 2005, Standbild, 40:02 min.

Shangri-La von Patty Chang ist eine Videoinstallation aus dem Jahr 2005, die verschiedene Versuche dokumentiert, das fiktive, gleichnamige Thema im realen Shangri-La nachzustellen, einer Stadt in der chinesischen Provinz Yunnan, die 2002 umbenannt wurde, um den Tourismus anzuziehen. Durch die Anstellung lokaler Nicht-Schauspieler*innen und die Nutzung der vorhandenen Ökonomie zur Reproduktion von Symbolen wie dem heiligen Schneeberg reflektiert das Projekt über die Verbindung zwischen Tourismus, ortsspezifischen künstlerischen Praktiken und dokumentarischen Verfahren. Diese Situationen, die mit der Handkamera und dokumentarisch gedreht wurden, sind oft surrealistisch, etwa wenn man einen spiegelnden Berg sieht, der durch die karge Landschaft fährt. 

Yvonne Rainer, Trio A, 1978, Standbild, 10:30 min.

Yvonne Rainer entwickelte Trio A 1966 für The Mind is a Muscle, Part I in der Judson Church; 1978 führte sie das Stück vor und für die Kamera auf. Seit seiner Fertigstellung hat Trio A viele Versionen durchlaufen. Es wurde ursprünglich für eine*n Solist*in geschrieben und zeichnet sich durch eine nahtlose Aneinanderreihung alltäglicher Bewegungen wie Zehenklopfen, Gehen und Knien aus, ohne Musik oder anderen Sound. Zwei Hauptmerkmale des Tanzes sind seine unmodulierte Kontinuität und die Einbeziehung des Blicks des*r Tänzer*in. Mit Trio A positionierte sich Rainer als einer der führenden Tänzer*innen, Komponist*innen und bildenden Künstler*innen des Judson Dance Theater (das sie 1962 mitbegründete), welches mit seinen reduzierten Choreografien und ungezwungenen, spontanen Aufführungen eine neue Ära des zeitgenössischen Tanzes einleitete.