Nolan Oswald Dennis
No Conciliation is Possible (working diagram)
Eröffnung: Donnerstag, 8. Dez. 2022, 18–21 Uhr
In No Conciliation is Possible (working diagram) von Nolan Oswald Dennis zeichnet ein Diagramm die nichtlineare Darstellung der schrecklichen historischen Verhandlungen zwischen widersprüchlichen Lesarten der Bedeutung und des Stellenwerts der kolonialen Entschädigung nach. Lesarten, die zwischen Begriffen wie Wiedergutmachung und Bestrafung, Heilung und Trauma, Zahlung und Schweigen, Gedenken und Vergessen, Vergebung und Schuld oszillieren. Diese Ideen werden durch ein Geflecht einander ergänzender Systeme wie Träume, Würde, Gedächtnis, Ökologie, verkörperte Traumata, Repräsentation und die Metaphysik der Heilung untersucht.
Das Diagramm wird als Mindmap-Tapete in der Tradition des Kartenzimmers gezeigt, wo die Wandkarte als kritischer Hintergrund für eine bestimmte Art des Weltdenkens fungiert. Hier beschreibt die Diagramm-Tapete einen Mindmap-Raum, in dem eine bestimmte Art des Weltdenkens möglich ist, das in den Zwischenräumen dieser schwierigen Fragen operiert. In Erweiterung der Idee des Kartenraums ist die Tapete mit einer Reihe von Regalen ausgestattet, von denen jedes ein anderes indexikalisches Objekt des Weltdenkens trägt (z. B. Bücher, Karten, Steine usw.); an die Tapete gepinnt ist eine Reihe von Zeichnungen und Notizen, die sich mit der symbolischen Struktur der Kompensation befassen, und schließlich steht im Raum vor der Wand eine industrielle Stufenleiter, eine Geste des Zugangs, der Arbeit und der Konstruktion.
CCA Berlin freut sich, diese Arbeit von Nolan Oswald Dennis, die in Johannesburg leben und arbeiten, zum ersten Mal in Deutschland zu präsentieren, zu einer Zeit, in der Berlin in museologische Debatten um Wiedergutmachung und Rückgabe involviert ist. Dies geschieht in einem breiteren historischen Kontext, der von historischer Entschädigung im Zusammenhang mit dem vom Deutschen Reich 1904 verübten Völkermord an den Ovaherero, Nama und San bestimmt ist. No Conciliation is Possible (working diagram) lädt uns ein, uns mit den Besonderheiten und Grenzen der Erinnerungsarbeit in Deutschland und ihren rechtlichen, ethischen und politischen Implikationen auseinanderzusetzen.
Kurator*in: Edwin Nasr
Die Ausstellung wird großzügig von der Goodman Gallery und dem Goethe-Institut Südafrika unterstützt.
Ein Gespräch zwischen dem Künstler und den Wissenschaftlerinnen Edna Bonhomme und Zoé Samudzi findet während der Eröffnung von 19.00 bis 20.30 Uhr in den Ausstellungsräumen statt.
Nolan Oswald Dennis (geb. 1988, Sambia) sind para-disziplinärer Künstler aus Johannesburg, Südafrika. Ihre Praxis erforscht das, was sie "ein schwarzes Raumbewusstsein" nennen: die materiellen und metaphysischen Bedingungen der Dekolonisierung. Dennis' Arbeit hinterfragt die Politik des Raums (und der Zeit) durch einen eher system- als ortsspezifischen Ansatz. Ihre Arbeiten wurden unter anderem in Ausstellungen im Palais de Tokyo (Paris), bei Auto Italia South East (London), der Young Congo Biennale (Kinshasa) und der FRONT Triennial (Cleveland) gezeigt. Sie sind Gründungsmitglied der Künstlergruppe NTU sowie des Index Literacy Program, einer kollaborativen Forschungsgruppe, die eine neue Theorie für unsere indexikalische Gegenwart erarbeitet. Sie sind Forschungsassistentin am VIAD-Forschungszentrum der Universität Johannesburg.
Das Programm des CCA Berlin für das Jahr 2022 ist unter dem Titel Pilot organisiert und versteht sich als ein Testfeld für die Ausstellungsarbeit dieser neuen Institution. Es wird sich im Laufe der ersten 12 Monate durch Einzelpräsentationen bestehender Werke von Künstler*innen entfalten. Pilot zielt darauf ab, Werke hervorzuheben und wieder aufzugreifen, die aus verschiedenen Gründen für die Entwicklung des CCA Berlin von Bedeutung sind und daher als kuratorische Blaupause für künftige Kooperationen und ästhetische Fragestellungen der Institution agieren. Seit Februar dieses Jahres wurden im Rahmen von Pilot die Werke von Charlotte Posenenske, Hanne Lippard, He Xiangyu, Kent Chan, Steffani Jemison und Justin Hicks, Fedir Tetyanych (mit Nikita Kadan und Working Room) und Women's History Museum präsentiert.