Autotheorie:
Kunst, Schreiben und die Brüchigkeit des Selbst

Eine Veranstaltung der Gesellschaft für künstlerische Forschung (gkfd)

 

Fotos: Kim Bode

Die Veranstaltung greift das aktuelle Interesse an autotheoretischen Kunstformen auf und fragt nach den verschiedenen künstlerischen und literarischen Strategien, Theorie als Material künstlerischer Praxis zu verwenden. Den Begriff „Autotheorie“ hat Paul B. Preciado geprägt. Im ersten Satz von „Testo Junkie“ heißt es, bei dem Buch handele es sich nicht um Autofiktion. Was stattdessen vorlegt werde, sei eine „somapolitische Theorie des Selbst, oder eine Selbsttheorie“ – “una autoteoria“. Maggie Nelson greift diese Bezeichnung in „Argonauten“ auf. Auch ihre Schreibweise will nicht nur eigene Erfahrungen erzählen, sondern sie mithilfe von Theorien transformieren. Damit zieht Theorie als Werdensformel in die Literatur ein. Sie ist nicht nur Teil der Schreibszene und der literarischen Fiktion, sondern auch des erschriebenden Selbstverhältnisses. Im Unterschied zu identitätsgetriebenen Autobiographien verläuft das autotheoretische Schreiben dabei auffallend häufig über Desubjektivierungen. Statt das eigene Selbst narzisstisch zu stabilisieren, werden dominante Subjektivierungsweisen geschwächt. Dieses Erproben neuer künstlerisch-wissenschaftlicher Schreibformen findet einen Nachhall nicht nur in der Theorie selbst, sondern auch in der künstlerischen Forschung. 

Programm:

Lesung von Hanne Lippard

Gespräch mit Hanna Engelmeier, Isabelle Graw und Senthuran Varatharajah, moderiert von Kathrin Busch. Mit einem Input von Dorothee Elmiger (Das Gespräch findet auf Deutsch statt)

Im Anschluss: Michaela Melián live. Mit Ruth May (Violine), Elen Harutyuyan (Viola) und Michaela Melián (Violoncello, Elektronik, Gesang)