Charlotte Posenenske
​Vierkantrohre Serie D

Charlotte Posenenske, Vierkantrohre Serie D, Konfiguration Team CCA Berlin, Ausstellungsansichten, 2022. Fotos: Diana Pfammatter

Die Vierkantrohre Serie D (1967) von Charlotte Posenenske (1930-1985) besteht aus sechs unterschiedlich geometrischen Körpern aus Blech und erinnert an industrielle Lüftungsschächte. Dieser Bausatz kann in einer Vielzahl von Kombinationen zusammengesetzt werden, die nur durch die Anzahl der verfügbaren Elemente begrenzt ist. Im Vergleich zu klassischen Skulpturen gibt es also keine Limitierung; das Werk kann weitergeführt und verändert werden und so auf die unterschiedlichsten Räume reagieren, ob stehend, liegend, hängend, drinnen oder draußen. Es bleibt den Kurator*innen oder eingeladenen Gästen überlassen, die Installation nach ihren eigenen Kriterien aufzubauen und im Laufe der Zeit zu verändern. Die Gebrauchsspuren, kleine Kratzer oder Fingerabdrücke, sind Teil des Werkes selbst. Die Elemente wurden als autorisierte Rekonstruktionen von 1967 bis zum Tod von Posenenskes Witwer Dr. Burkhard Brunn im April 2021 fabrikmäßig hergestellt. Auf diese Weise versuchte die Künstlerin, den Originalitätsanspruch des Kunstwerks in Frage zu stellen und den von ihm generierten Marktpreis zu unterlaufen.

Charlotte Posenenske gehört zu den bedeutendsten deutschen Künstlerinnen der Nachkriegszeit, deren Werk - sie war "nur" 12 Jahre künstlerisch tätig - sich durch seine radikale Offenheit auszeichnet. Hervorzuheben ist Posenenskes Interesse an Geometrie, Wiederholung und industrieller Produktion. Sie schuf einen massenproduzierten Minimalismus und stellte damit sowohl den Kunstmarkt als auch etablierte formale und kulturelle Hierarchien in Frage. So setzte sie sich mit den sozioökonomischen Problemen des Jahrzehnts auseinander, in dem sie tätig war. Zugleich ist ihr Werk auch heute noch von großer Relevanz. Obwohl Posenenskes Œuvre in den letzten Jahren mehr Aufmerksamkeit erhalten hat, ist ihre Radikalität und damit ihre zeitgenössische Relevanz bei weitem nicht so präsent, wie sie sein sollte.

Nachdem sie zu dem Schluss gekommen war, dass die Kunst letztlich keine ausreichende politische Wirkung entfalten konnte, wagte Posenenske 1968 den radikalen Schritt, die Kunst ganz aufzugeben. Anschließend studierte sie Soziologie und arbeitete als Sozialwissenschaftlerin.

Eröffnung: 4. Februar 2022, 18–21 Uhr

Das Programm des CCA Berlin für das Jahr 2022 ist unter dem Titel Pilot organisiert und versteht sich als ein Testfeld für die Ausstellungsarbeit dieser neuen Institution. Es wird sich im Laufe der ersten 12 Monate durch Einzelpräsentationen bestehender Werke von Künstler*innen entfalten. Pilot zielt darauf ab, Werke hervorzuheben und wieder aufzugreifen, die aus verschiedenen Gründen für die Entwicklung des CCA Berlin von Bedeutung sind und daher als kuratorische Blaupause für künftige Kooperationen und ästhetische Fragestellungen der Institution agieren.

Während der Dauer der Ausstellung von Charlotte Posenenske im CCA Berlin werden jede Woche verschiedene Mitwirkende eingeladen, die skulpturalen Elemente der Vierkantrohre Serie D neu zu konfigurieren.

17.–19. Feb. 2022
Konfiguration Thea Djordjadze

Djordjadze arbeitet seit mehr als zwanzig Jahren bildhauerisch und installativ, immer in spürbarer Beziehung zum Raum und zur Architektur des jeweiligen Ortes. Kürzlich fand im Gropius-Bau eine umfangreiche Ausstellung der in Berlin lebenden Künstlerin statt, die in den Dialog mit dem historischen Gebäude trat.

24.–26. Feb. 2022
Konfiguration Klasse Robert (UdK)

Eine Gruppe von Studierenden der Bildhauerei/Performance Klasse Robert an der Universität der Künste lesen Szenen aus David Robbins’ Accrochage, performen Charlotte Posenenskes Manifest und entwickeln skulpturale und physische Ergänzungen zur Vierkantrohre Serie D.

3.–5. Mrz. 2022
Konfiguration Pfarrer Bornemann und Gemeindemitglieder der Zwölf-Apostel-Gemeinde

Die unmittelbar in unserer Nachbarschaft sich befindende Zwölf-Apostel-Gemeinde, eine offene Gemeinschaft, in der verschiedene Glaubens- und Lebensstile ihren Platz haben, wird als eine von CCA Berlins Partnerinstitutionen für verschiedene Formate und zukünftige Kollaborationen agieren.
 

Charlotte Posenenske, Vierkantrohre Serie D, Konfiguration Thea Djordjadze, Ausstellungsansichten, 2022. Fotos: Diana Pfammatter

 

Charlotte Posenenske, Vierkantrohre Serie D, Konfiguration Klasse Robert, Universität der Künste Berlin (UdK), Performanceansichten, 2022. Fotos: Diana Pfammatter

 

Charlotte Posenenske, Vierkantrohre Serie D, Konfiguration Pfarrer Bornemann und Gemeindemitglieder der Zwölf-Apostel-Gemeinde, Ausstellungsansichten, 2022. Fotos: CCA Berlin